11/4/2025

Wo Design sich noch etwas traut

Alcova 2025 – Wo Design sich noch etwas traut

Alcova war für uns auch in diesem Jahr wieder einer der spannendsten Teile der Milano Design Week – obwohl, oder gerade weil es dieses Mal nicht mehr zentral in Mailand stattgefunden hat. Statt der vertrauten Ruinenkulisse des ehemaligen Schlachthofs von Porta Vittoria verteilte sich Alcova 2025 auf vier sehr unterschiedliche Orte in und um Varedo: von der eleganten Villa Borsani, über die historische Villa Bagatti Valsecchi, bis zur rohen Ex-SNIA-Fabrik und den ehemaligen Pasino-Gewächshäusern. Eine dezentrale Struktur, die mehr verlangt – aber auch mehr bietet.

Denn was sich über all diese Orte hinweg zeigte, war: Alcova bleibt ein Raum für Experimente. Für Projekte, die sich nicht in Präsentationslogiken pressen lassen. Für Materialstudien, die mehr Fragen stellen als Antworten liefern. Für Design, das nicht poliert ist, sondern im Entstehen begriffen. Wir haben Installationen gesehen, die eher performativ als produktorientiert waren, und viele Arbeiten, die sich mit Stoffkreisläufen, neuen Rohstoffen oder lokalen Produktionsmethoden beschäftigt haben. Einige Dinge haben uns irritiert. Andere fasziniert. Aber fast alles hat uns zum Nachdenken gebracht – und genau das schätzen wir an Alcova.

Dass Design hier nicht als fertiges Objekt gedacht wird, sondern als Teil eines Systems, war klar spürbar. Es ging um Prozesse, nicht um Lösungen. Um Beziehungen zwischen Mensch, Material und Raum – nicht um Selbstdarstellung. Das verlangt Zeit. Und Aufmerksamkeit. Beides nimmt man sich hier automatisch. Klar: Der Aufwand, zwischen den Standorten zu pendeln, war spürbar. Aber er hat sich gelohnt. Und vielleicht ist genau das Teil des Konzepts: Wer nach Varedo fährt, will wirklich hin. Alcova ist kein Ort für Zufallspublikum mehr – es ist eine bewusste Entscheidung.

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